Die kleinen, grünen Männchen von Proxima Centauri

Jetzt hat die Initiative „Breakthrough Listen“ in Archivdaten des australischen Parkes Observatoriums ein mysteriöses Radiosignal auf einer Frequenz von 982 MHz gefunden, das vom 4,2 Lichtjahre entfernten Stern Proxima Centauri (oder aus der Richtung) komme. Eine leichte Verschiebung könne zudem auf einen sich bewegenden Planeten als Ursprungsort hindeuten. Bisher gebe es keine bekannte natürliche Ursache, die die Nutzung einer so schmalen Sendefrequenz erkläre. Der Schluss: Was nicht natürlich sei, sei künstlich.

Fake?

Doch halt! Spätestens seit Carl Sagans „Contact“ weiß man, dass so etwas auch ein Scherz sein könnte. Hat etwa Elon Musk einen kleinen Satelliten hochgeschmuggelt und wartet seit über einem Jahr, dass jemand endlich sein Signal entdeckt? Oder ist es gar sein Tesla, den er im Weltraum in Richtung Proxima Centauri geparkt hat? Das würde zumindest den an sich sehr peinlichen PR-„Gag“ mit dem Tesla nachträglich in den Rang eines sehr elaborierten Witzes erheben. Aber nein, der Roadster ist in keiner geostationären Position, sondern bewegt sich mit deutlich mehr als 55 mph „auf dem Tacho“ um die Erde.

Ein Scherz wäre wohl noch eher dem Milliardär Juri Milner zuzutrauen, als PR-Stunt für die von ihm maßgeblich finanzierte Starshot-Initiative, die innerhalb von 20 Jahren Fotos von Alpha und Proxima Centauri zur Erde zurücksenden können soll. Dazu sollen federleichte Mini-Fotozellen mit Segeln durch Laserstrahlen auf ein Viertel der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt werden, so dass sie in ca. 16 Jahren die 4,2 Lichtjahre zurücklegen könnten. Vor Ort angekommen müssten sie automatisch Bilder der Sterne und ihrer Planeten machen und diese zurückfunken. 16 Jahre hin mit 1/4 Lichtgeschwindigkeit, 4 Jahre zurück mit Lichtgeschwindigkeit, ergibt die genannten 20 Jahre.

„Breakthrough Starshot“ zielt auf das Dreifachsonnensystem Alpha Centauri A, Alpha Centauri B und Proxima Centauri ab. „Breakthrough Listen“ hat ausgerechnet von Proxima Centauri ein Signal entdeckt. Wieso sollte Milner seine Breakthrough-Initiativen nicht miteinander verbinden wollen?

Musk oder Milner – das wäre auf jeden Fall witziger als die langweiligen Obelisken, die seit November in den USA und mehreren europäischen Ländern von wenig originellen Scherzkeksen aufgestellt wurden. Das war einfach zu durchschaubar, um Gesichtsmuskeln zu einem Lachen hinzureißen. Dann doch lieber noch mal Arthur C. Clarkes „2001: Odyssee im Weltraum“ zur Hand nehmen oder den Film anschauen.

Außerirdische?

Oder sind es wirklich – endlich mal – Außerirdische? Kürzlich hatte der israelische Ex-General Haim Eshed behauptet, Außerirdische einer „Galaktischen Föderation“ stünden in Kontakt mit der US-Regierung. Das ist unglaubhaft. Und wenn dem so wäre, dann wäre es ein Armutszeugnis für diese außerirdische Föderation. Statt sich an die UN-Vollversammlung zu wenden, hätten sie nur Kontakt mit einer imperialistischen Weltmacht aufgenommen. Trotz Aliens – oder mit ihnen erst recht -, hätten wir weiterhin alle bisherigen Probleme. Eine Schande, so etwas „Zivilisation“ zu nennen!

Wir sind vermutlich zwar nicht allein im Universum, aber ausgerechnet Proxima Centauri? So viel technologisch entwickeltes Leben gibt es vermutlich eher nicht, und schon gar nicht rein zufällig zur gleichen Zeit gleich nebenan!

Zum Fermi-Paradox, wonach es nach 13,7 Milliarden Jahren Universum doch eigentlich überall Spuren außerirdischer Zivilisationen geben müsste und wir schon längst besucht worden sein sollten, meine ich, Außerirdische tun angesichts der menschlichen „Zivilisation“ im gegenwärtigen Profit-, Kriegs- und Krisenzustand, der rein technisch zwar zivilisatorisch, aber mental nach wie vor archaisch ist, gut daran, einen großen Bogen um die Erde zu machen, und hier auch keine Autobahn durchzubauen!

Wenn Außerirdische uns wider Erwarten doch als intelligent oder sogar als zivilisiert einstufen sollten, wäre eine „Oberste Direktive“ der Nichteinmischung a la Star Trek eine einleuchtende Erklärung für das Fehlen außerirdischer Kontaktaufnahmen.

Laufen lernt man auf der Erde

Wie dem auch sei, das Signal von Proxima Centauri wird noch eine Weile seiner natürlichen Erklärung harren, aber technisch dürfte es nur insofern sein, als es ein Marketing-Coup, eine technische Störung oder ein Messfehler sein könnte.

Und überhaupt: Der Weltraum hat Zeit. Wir jedoch nicht mehr. Wir müssen erst einmal im Eiltempo lernen, unseren blaugrünen Planeten zu erhalten anstatt ihn zu zerstören. Solche „Schädlinge“ wie uns (zum jetzigen Zeitpunkt) braucht die Galaxie ganz sicher nicht. Wir suchen nach Exoplaneten, nach weiteren „Erden“ und „Super-Erden“. Nur, um sie ebenso auszubeuten, zu vergiften, abzuholzen und zu zerstören?

Solange wir als planetare Zivilisation keine nachhaltige Lebensweise entwickelt haben, kann der Rest des Universums froh sein, dass er so weit weg ist und wir auch noch weit davon entfernt sind, die Begrenzung durch die Lichtgeschwindigkeit zu umgehen oder aufzuheben.

Kip Thornes mittels exotischer Materie erzeugte künstliche Wurmlöcher, Miguel Alcubierres Warpantrieb oder James Woodwards Ansatz, die Masseträgheit aufzuheben sind ja nun wahrlich noch nicht in der Phase der Prototypen-Entwicklung. Und das ist gut so. Damit die Völker in der Galaxis auch weiterhin sicher vor irdischer Ausbeutung und Bekriegung leben können.


Update, 26.10.2021: Aller Wahrscheinlichkeit nach hat ein nicht identifiziertes Gerät auf der Erde das Störsignal verursacht.